Alltagshilfen für Demenzkranke

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Wenn progrediente Demenz das selbständige Durchführen routinierter Handlungen unmöglich macht, fühlen sich viele Betroffene, als würden sie die Kontrolle über ihr Leben verlieren. Der schleichende Prozess macht sie zunehmend abhängig von anderen Personen, seien es Angehörige oder Pflegedienste, die bei zuvor selbst routiniert ausgeführten Aktivitäten des täglichen Lebens Unterstützung leisten. Damit Demenzkranke möglichst lange ihre Unabhängigkeit in möglichst vielen Lebensbereichen bewahren und auch bei fortgeschrittener Symptomatik noch Selbstwirksamkeit erfahren können, sollten Betroffene möglichst früh auf den Umgang mit Alltagshilfen für Demenzkranke geschult werden. Durch eine Vielzahl von sowohl eigens für Demenzkranke konzipierte als auch für diese Menschengruppe adaptierte Utensilien und Methoden, bleiben Aktivitäten trotz kognitiver Beeinträchtigung möglich und die Gedächtnisleistung wird trainiert, damit das Fortschreiten der Demenz gebremst wird.

Im Hier und Heute leben

Je nachdem, welche Art von Demenz vorliegt, können unterschiedliche Phasen des Lebens aus der Erinnerung verschwinden, oder das Gefühl für die aktuelle zeitliche Einordnung geht verloren. Ein einfaches Hilfsmittel, um Demenzkranken zu helfen, sich zeitlich zu orientieren ist ein Kalender, von dem die jeweils vorangegangenen Tage abgelöst werden, damit nur das aktuelle Datum sichtbar ist. Man sieht in vielen Pflegeeinrichtungen verschiedene Formen von Orientierungshilfen, die an einem für die Betroffenen gut sichtbaren Platz Datum, Ort und Wetter anzeigen und täglich aktualisiert werden. Alternativ zu den selbstgestalteten Kärtchen und Plakaten können auch digitale Wecker diese Aufgabe übernehmen.

Mit allen Sinnen

Bezüglich verfügbarer Hilfsmittel für Demenzkranke fällt sensorischer Wahrnehmung ein großer Anteil zu, da die Sinnesverarbeitung eng mit Gedächtnisbildung und -abruf verbunden ist. Angefangen bei Geschirr in Signalfarben, das die Wahrnehmung steigert, über Gewichtsdecken, die die Erkennung der eigenen Körperlage und Positionierung erleichtern bis hin zu eigens für Demenzpatienten geschaffenen Filmen, die darauf abzielen, Erinnerungen und Gefühle wachzurufen, hat sich die Demenzforschung auf Ebene jedes menschlichen Sinnes mit der Aktivierung beschäftigt. Im Umgang mit dementen Menschen ist aber oftmals gerade der persönliche Zugang zur eigenen Biographie über die sinnliche Ebene ein guter Ansatzpunkt für Hilfsstellungen. Erinnerungen lassen sich mit bekannten Gerüchen, Fotos und Geräuschen wecken, wobei der Einsatz, der eben genannten Reize nicht daran gebunden ist, dass permanent ein Angehöriger die Pflege bei Demenz übernimmt. Ist stundenweise, tagsüber oder permanent ein Pflegedienst für die betroffene Person da, kann auch dieser Alltagstraining und kognitive Aktivierung durchführen, indem er mit persönlichem Material, bekannten Düften und Lauten arbeitet. Nicht selten fällt es Betroffenen leichter, Hilfe von Außenstehenden anzunehmen, da sie ihnen gegenüber weniger Schamgefühl entwickeln, wenn sie etwas nicht mehr wissen, oder sich vermehrt körperlicher oder kognitiver Abbau bemerkbar macht.

Keine Angst vor dem Alltag

Wenn es vermehrt zu Erinnerungslücken und Momenten der Verwirrung im Alltag kommt, verlieren viele Demenzkranke das Vertrauen in den eigenen Verstand. Die Sicherheit bei Routinetätigkeiten im Eigenheim sowie in der nahen und bekannten Umgebung nimmt stark ab. Auch als Angehöriger ist man besorgt, der/die Betroffene könnte nach dem Verlassen des Hauses den Weg zurück nicht mehr finden oder auch im Haus Tätigkeiten auf eine Art und Weise verrichten, die gefährlich werden kann, wie etwa das Ausschalten des Herdes oder Wassers zu vergessen oder Kerzen brennen zu lassen. Mit der Verwirrtheit nimmt auch das Sturzrisiko zu, weshalb jegliche Barrieren innerhalb der eigenen vier Wände zur Gefahr werden. Um derartige Situationen im Alltag der Personen weitestgehend zu vermeiden, bieten sich zahlreiche elektronische und nicht-elektronische Hilfsmittel an. Zu diesen zählen:

  • GPS-Armbändern zur Ortung Betroffener
  • Fußmatten, die Auskunft geben, wenn die Person das Bett, den Raum oder das Gelände verlässt
  • Herdüberwachung mit Präsenzmelder
  • Protektoren, um die Gefahr von Verletzungen bei Stürzen zu minimieren
  • Rauchmelder

Wenn eine Betreuung zu Hause nicht mehr möglich ist

Durch die angeführten Hilfsmittel werden die Gefahren im Alltag von dementen Menschen minimiert. Dennoch ist ab einem gewissen Stadium permanente Betreuung unumgänglich, damit die Sicherheit gewährleistet ist. Viele Betroffene nehmen die Unterstützung von Freunden und Familienmitgliedern nicht gerne in Anspruch, da sie niemandem eine Last sein wollen oder weil keine Einsicht über ihre Erkrankung vorliegt. Häufig verfügen Angehörige auch nicht über die zeitlichen Ressourcen oder die nötige Kompetenz bezüglich der Pflege dementer Menschen. Es kann auch eine hohe Hemmschwelle darstellen, wenn etwa die Kinder oder der Ehepartner der/des Erkrankten diese/n nicht in diesem Zustand sehen und erleben wollen, da auch viele Angehörige nicht damit umgehen können, wenn sich die kognitive und körperliche Verfassung verschlechtert. In diesen Fällen, sowie wenn medizinische Interventionen erforderlich werden, besteht die Möglichkeit, sich an einen Pflegedienst zu wenden, der den Betroffenen im Alltag zur Seite steht und mit ihnen, je nach Verfassung, den Einkauf tätigt, sie zu Terminen bringt und begleitet und der erkrankten Person Unterstützung bei allen Alltagshandlungen der Selbstversorgung und Hygiene und der Freizeitgestaltung sowie, je nach Vereinbarung, auch bei behördlichen und rechtlichen Angelegenheiten bietet. Handelt es sich bei Demenz auch um eine progrediente Erkrankung, die irreversible Schädigungen in der Gedächtnisstruktur hinterlässt, so ist es doch essenziell, Betroffenen ein Leben in Würde zu ermöglichen und ihnen den Alltag so angenehm wie möglich zu gestalten. Selbstbestimmtes Handeln und Selbstwirksamkeit sind wesentliche Pfeiler menschlicher Zufriedenheit und wer ressourcenorientiert denkt, wird immer einen Weg finden, die persönlichen Stärken des Erkrankten in den Vordergrund zu stellen.