Häusliche Pflege bei Multiple Sklerose

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Multiple Sklerose, die „Krankheit mit tausend Gesichtern“

Die multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die die weiße Substanz von Gehirn und Rückenmark betrifft. Der individuelle Verlauf ist nicht vorhersehbar und von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Die Krankheit tritt typischerweise im jungen Erwachsenenalter zum ersten Mal in Erscheinung und kann sowohl schubförmig als auch chronisch-progredient verlaufen.

Zu Beginn der multiplen Sklerose können sich die neurologischen Symptome nach dem Schub wieder völlig zurückbilden. Je weiter die Krankheit allerdings fortschreitet, desto mehr neurologische Symptome bleiben bestehen und können den Patienten in seinem Alltag immer weiter einschränken.
Je nachdem, welche Region im Gehirn bzw. Rückenmark betroffen ist, kann es zu unterschiedlichen Symptomen kommen, z.B.:

  • Missempfindungen wie Kribbeln oder Brennen
  • Schmerzen z.B. Kopfschmerzen oder Gesichtsschmerzen
  • Lähmungserscheinungen
  • Sehstörungen
  • Schluckstörungen
  • Gedächtnisprobleme
  • Sprachstörungen
  • Blasen- und Mastdarmstörungen
  • Depressive Verstimmung
  • Allgemeine Schwäche und Ermüdbarkeit (Fatigue)

Bisher ist die multiple Sklerose nicht heilbar, es gibt aber viele verschiedene medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapieansätze, um die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Eine Hauptproblematik der multiplen Sklerose besteht in dem individuellen und nicht vorhersehbaren Verlauf, so kann es sowohl zu unerwartet schneller Verschlechterung als auch zu spontaner Besserung kommen. Diese Unsicherheit ist für die Betroffenen und Angehörigen sehr belastend und erschwert langfristige Lebensplanungen.

Durch die vielfältigen Symptome sind auch viele verschiedene Fachrichtungen involviert, um den Betroffenen bestmöglich zu helfen:

  • Neurologe/-in
  • Hausarzt/-ärztin
  • Physiotherapeut/-in
  • Ergotherapeut/-in
  • Psychologe/-in

Insbesondere das häusliche Umfeld, die Unterstützung im Alltag durch Angehörige und die Versorgung durch einen Öffnet internen Link im aktuellen Fensterambulanten Pflegedienst sind wichtige Faktoren, die das tägliche Leben der Betroffenen erleichtern können.

Körperliche Hilfe

Da die Symptome der Patienten sehr unterschiedlich sind, gibt es kein allgemeingültiges Konzept für die Versorgung von multiple Sklerose-Patienten. Stattdessen wird jeder Patient entsprechend seiner Funktionseinschränkungen und auch seines Krankheitsstadiums unterstützt.

Im Verlauf der Krankheit kommt es bei vielen Patienten zu einer Reduktion der Gehstrecke und Beweglichkeit. Die Ursachen dafür sind meist eine Spastik (Tonuserhöhung der Muskulatur), Lähmungen, Schmerzen und/oder starke Missempfindungen. Die eingeschränkte Gehstrecke führt oft dazu, dass die Patienten Muskelmasse verlieren und die Schwäche immer weiter zunimmt. Es ist sehr wichtig, dass betroffene Patienten mithilfe von Physiotherapie möglichst lange ihre Beweglichkeit erhalten. Aber auch wenn eine Spastik oder Lähmungen vorliegt, kann Physiotherapie helfen und sollte ein wichtiger Bestandteil des Alltags sein.

Durch die körperlichen Einschränkungen sind die Patienten zunehmend auf Hilfe angewiesen. Ein Krankenpflegedienst kann bei der Körperpflege helfen, beim Anziehen und auch bei der Mobilisation in den Rollstuhl.

Beispiele für die Versorgung von multiple Sklerose-Patienten durch einen Pflegedienst:

  • Hilfe bei der Körperpflege, z.B. Duschen, Waschen, Anziehen
  • Hilfe bei der Versorgung von Inkontinenz z.B. korrekte Intimhygiene, Gewährleistung und Kontrolle einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr
  • Bereitstellung einer ausgewogenen und gesunden Ernährung, insbesondere in Hinblick auf Darmstörungen
  • Mobilisierung
  • Aufklärung über das Krankheitsbild

Psychische Hilfe

Schon die Diagnose „multiple Sklerose“ ist für Betroffene und Angehörige mit Angst, vielen Fragen und Unsicherheit verbunden. Im Krankheitsverlauf kommen die Patienten und ihre Familien oft an Grenzen und sehen sich in einer hoffnungslosen Situation. Auch in solchen Momenten kann ein Pflegedienst helfen, Fragen beantworten und Sicherheit vermitteln. Viele multiple Sklerose-Patienten leiden unter psychischen Symptomen, so wie einer körperlichen und seelischen Erschöpfung, die Fatigue genannt wird. Dagegen können kalte Bäder, Bewegung und Maßnahmen zur Stressreduktion helfen. Ein Großteil der multiple Sklerose-Patienten durchläuft im Krankheitsverlauf eine Depression. Auch bei depressiven Phasen oder einer manifesten Depression kann ein Pflegedienst unterstützend helfen.

Beispiele für Hilfestellungen bei psychischen Symptomen und Problemen durch einen ambulanten Pflegedienst:

  • Seelische Unterstützung und Entspannungstechniken
  • Aufmerksamkeit für die Stimmungslage und das Auftreten einer Depression
  • Gesprächsbereitschaft

Wohnumfeld

Da im Laufe der Krankheit bei multiple Sklerose-Patienten oft die Mobilität eingeschränkt ist, werden die Patienten und Angehörigen in ihrem Zuhause vor neue Herausforderungen gestellt. Zu diesen Problemen zählen z.B.:

  • Etagenwohnung ohne Aufzug
  • Ein nicht-barrierefreies Bad
  • Stolperfallen z.B. Kabel oder Teppiche
  • Keine Rangierfläche für einen Rollstuhl
  • Treppenstufen oder Türschwellen innerhalb der Wohnung

Eine Wohnung, die das Krankheitsbild und auch mögliche Komplikationen in der Zukunft berücksichtigt, kann das Leben der Betroffenen nachhaltig erleichtern. Es kann sinnvoll sein, bereits über einen barrierefreien Umbau bzw. Wohnungswechsel nachzudenken, ehe es zu Einschränkungen des Gehvermögens kommt. So kann man späteren Problemen aus dem Weg gehen und in Ruhe ein passendes Wohnumfeld planen. Wichtig ist zum Beispiel ein Grundriss, der genügend Platz bietet, um sich mit einem Rollstuhl fortzubewegen. Außerdem sollte Platz für ein höhenverstellbares Bett, eine ebenerdige Dusche bzw. eine barrierefreie Badewanne gegenen sein. Auch bei der Gestaltung der Wohnung kann ein Pflegedienst helfen, gute Ideen geben und auf notwendige Anpassungen achten.

Das komplexe Krankheitsbild der multiplen Sklerose und der individuelle Verlauf erfordern ein besonderes Pflegekonzept, dass Angehörige in der Regel nicht allein umsetzen können. So wird im fortgeschrittenen Krankheitsstadium ein Pflegedienst eine notwendige Unterstützung, da somit eine optimale Pflege und Betreuung der Patienten gewährleistet werden kann. Zudem kann ein Pflegedienst Hilfe zur Selbsthilfe geben, Angehörigen entlasten und die Ressourcen der Patienten fördern.