Kann ich meinen Angehörigen zu Hause versorgen und trotzdem berufstätig bleiben?
In vielen Familien gibt es irgendwann im Leben eine Situation, in der ein Mitglied Pflege und Betreuung benötigt. Häufig handelt es sich dabei um die Eltern oder die Großeltern. Aber auch bei jüngeren Leuten, kann plötzlich eine pflegerische Unterstützung notwendig werden. Ein Verkehrsunfall mit schweren Folgen, eine Querschnittslähmung oder eine MS Erkrankung in jüngeren Jahren, sind Beispiele dafür.
Nicht selten, stellt die Situation, dass ein Familienmitglied plötzlich Pflege braucht, den ganzen Alltag auf den Kopf und es ist nicht leicht, eine Lösung zu finden, die allen Familienmitgliedern gerecht wird.
Betreuung daheim und berufstätige Angehörige
Die Entscheidung in ein Pflegeheim oder ein Betreutes Wohnen umzuziehen, trifft niemand leichtfertig. Weder für sich noch für seine Angehörigen. Es ist jedoch auch nicht immer notwendig, die Eltern, Großeltern oder andere Familienmitglieder in einer stationären Pflegeeinrichtung unterzubringen. Denn es gibt auch andere passende Alternativen, die eine gute pflegerische Betreuung im nötigen Rahmen sicher stellen können.
Tagespflege
So gibt es unter anderem die Einrichtung für Tagespflege. Diese Form der Betreuung von Pflegebedürftigen ist ganz besonders geeignet, wenn die Familienmitglieder berufstätig sind und dennoch auf eine Heimunterbringung verzichten möchten. Häufig sind Tagespflegeeinrichtungen auch Seniorenheimen oder Krankenhäusern angegliedert.
Bei der Tagespflege werden die pflegebedürftigen Personen am Morgen von einem Bus abgeholt und zur Pflegeeinrichtung gebracht. Dort erhalten sie Ihre Mahlzeiten inklusive Hilfe und Betreuung in verschiedenen Belangen. Dies umfasst unter anderem Toilettengänge, Hilfe beim Essen, Hilfe bei der Orientierung im Falle von Demenz oder die Verabreichung von Medikamenten.
Auch diverse Aktivitäten wie beispielsweise gemeinsame Spiele, Spaziergänge oder Seniorengymnastik, werden oft in Einrichtungen für Tagespflege angeboten. Am späten Nachmittag findet dann wieder der Transfer mit dem Bus in die häusliche Umgebung statt.
Ambulante Pflege
Die ambulante Pflege und Betreuung ist eine weitere Möglichkeit, um pflegebedürftige Personen im häuslichen Umfeld zu versorgen. Je nachdem, wie groß der Hilfebedarf im täglichen Leben ist, kann es sogar schon ausreichen, wenn ein Pflegedienst 1 bis 2 x täglich vorbei schaut und verschiedene Aufgaben wahr nimmt. Dies kann sein: Hilfe beim Aufstehen und Zubettgehen, Verabreichung von Medikamenten und Injektionen, Hilfe bei der Körperpflege oder auch Einkäufe und Begleitung bei Arztbesuchen.
24-Stunden-Pflege
Mit einer 24-Stunden-Pflege lässt sich ein kompletter Tag abdecken. Vielfach wird in Deutschland diese Pflege von ausländischen Pflegekräften aus Polen, Bulgarien oder Russland geleistet. Inzwischen gibt es viele Agenturen, die ganz legal, osteuropäische Pflegekräfte an Senioren oder Menschen mit Behinderungen vermitteln. Die Arbeitskräfte sind sozial- und krankenversichert und haben eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis.
Bei dieser besonderen Art der Betreuung, wohnt die Pflegekraft mit im Haushalt und kann sich nach individueller Absprache um alle täglich anfallenden Arbeiten kümmern.
Kombinierte Pflege
In manchen Fällen lassen sich auch verschiedene Formen der Betreuung miteinander kombinieren. So spricht beispielsweise nichts dagegen, dass eine pflegebedürftige Person am Morgen von Mitarbeitern eines Pflegedienstes gewaschen und angezogen wird, bevor sie vom Bus der Tagespflege abgeholt wird.
Und auch Personen, die eine 24-Stunden-Pflege durch eine ausländische Pflegekraft gewählt haben, können für bestimmte Tätigkeiten auch Hilfe durch einen professionellen Pflegedienst erhalten.
Was ist die richtige Entscheidung?
Jede dieser Betreuungsformen hat ihre Vor- und Nachteile. Wer unsicher ist, kann sich bei der Krankenkasse oder bei öffentlichen Pflegeberatungsstellen von Städten, Gemeinden oder sozialen Organisationen Rat holen.
Wichtig ist zunächst nur, dass bereits ein Pflegegrad vorhanden ist oder dass ein Antrag auf Pflegebedürftigkeit gestellt wurde. Je nachdem, wie die Begutachtung durch den MDK (medizinischer Dienst der Krankenkasse) ausfällt, werden der Pflegegrad und die Pflegeleistungen festgelegt. Auf dieser Basis und anhand des Budgets, kann dann eine Entscheidung getroffen werden.
Hilfsmittel
Nicht vergessen werden sollten auch die verschiedenen Hilfsmittel, die es gibt und die von vielen gesetzlichen Krankenkassen finanziert oder bezuschusst werden. Diese können eine sehr gute Unterstützung im Alltag darstellen und viele pflegerische Tätigkeiten enorm erleichtern. Dazu gehören auch:
- Toilettenstühle
- Toilettenerhöhungen
- Rollstühle, Rollatoren, Stöcke und andere Gehhilfen
- Pflegebetten
- Anziehhilfen
- Wechseldruckmatratzen für Bettlägerige
- Dusch- und Badehilfen
Und noch vieles andere mehr. Viele der Hilfsmittel können privat in Sanitätshäusern oder im Internet erworben werden. Hilfsmittel, die im Leistungskatalog der Krankenkassen gelistet sind, können per Rezept vom Haus- oder Facharzt verordnet und von den Krankenkassen finanziert werden.